Ein Upgrade von Debian „Woody“ auf „Sarge“ ist ohne größere Probleme möglich. Da es jedoch bereits mit dem Release von „Woody“ sehr vielfältige Möglichkeiten der Konfiguration von APT gibt, sind einige Vorarbeiten sinnvoll, um ein erfolgreiches Upgrade sicherzustellen.
Da mit der Version 3.1 von Debian die Unterstützung für i386er-Prozessoren entfallen ist, besteht keine Möglichkeit, ein solches, noch unter 3.0 laufendes, System auf die Version 3.1 zu aktualisieren. Dies betrifft nicht Prozessoren des Typs i486 oder höher.
Ebenfalls entfallen ist der komplette Zweig „non-US“ auf den
Debian Servern. Die Pakete wurden in den „main“-Zweig der Distribution
integriert. Einträge in der Datei /etc/apt/sources.list
, die noch einen Verweis auf
„non-US“ enthalten, müssen angepasst werden.
Zu prüfen ist, ob APT auf der „Woody“ Installation so konfiguriert wurde,
dass bestimmte Pakete aus einem anderen Release als „Stable“, also zum
Beispiel Pakete aus „testing“, installiert werden. Diese
„Pinning“ genannte Methode wird in der Datei /etc/apt/preferences
konfiguriert.
Weitere Informationen zum „Pinning“ finden sich im Abschnitt APT Pinning.
Zu prüfen ist ebenfalls, ob das Woody System fehlerfrei installiert wurde oder ob
Pakete nur teilweise installiert wurden. Dies kann mit dem dpkg --audit
geschehen. Sinnvoll ist es auch, alle Pakete,
die auf „hold“ gesetzt wurden, zu aktualisieren, da solche Pakete - falls
diese essenziell wichtig für das Upgrade sind - zu einem Fehler führen würden. Die
Ausgabe von dpkg -l
zeigt auf „hold“ gesetzte Pakete
ebenfalls an, ersichtlich durch ein „h“ in der ersten Spalte. Wie ein Paket
in den Status „hold“ versetzt wird, ist im Abschnitt dpkg
- hold
beschrieben.
Um dieses Upgrade durchzuführen, werden einfach die gewünschten Installationsquellen
in die Datei /etc/apt/sources.list
eingetragen. Hierbei sollte darauf
geachtet werden, dass alle Einträge auch das gewünschte Release von Debian bezeichnen, in
diesem Fall „Sarge“ bzw. „stable“.
Im nächsten Schritt sollte das Paket apt
aktualisiert werden. Der Grund hierfür: Je
nach Anzahl und Kombination der auf dem System installierten Pakete kann es zu Problemen mit
den Abhängigkeiten zwischen den Paketen kommen, die von der älteren Version des
Programmes apt-get
aus „Woody“ nicht sinnvoll behandelt
werden können.
Für das Durchführen des eigentlichen Upgrades wird die Verwendung von Aptitude empfohlen. Aptitude trifft sicherere Entscheidungen darüber, welche Pakete aktualisiert werden müssen.
Mit dem Programm script
können komplette Arbeitsschritte dokumentiert
und so eventuell aufgetretene Probleme später nachvollzogen werden. Dies ist
insbesondere bei einer so umfangreichen Aktion wie einem kompletten Upgrade einer
Debian Installation sinnvoll. Um die Aufzeichnung zu starten, wird script
wie folgt aufgerufen:
script -a ~/upgrade-to-sarge.script
Die Informationen werden in der Datei upgrade-to-sarge.script
im Heimatverzeichnis
abgelegt. Es sollte darauf geachtet werden, nicht in das Verzeichnis /tmp/
zu schreiben, da dies bei jedem Systemstart
gelöscht wird.
Sind alle oben beschriebenen Schritte durchgeführt und überprüft worden, so kann die Liste der verfügbaren Pakete aktualisiert werden. Dies geschieht mit dem Kommando
aptitude update
Ist das Paket doc-base
installiert (dies kann mit dem Kommando dpkg -l doc-base
überprüft werden), so muss dieses
zunächst mittels aptitude install doc-base
aktualisiert werden. Danach
kann das gesamte System mit dem Kommando aptitude -f --with-recommends dist-upgrade
auf den
neuesten Stand gebracht werden. Aptitude sorgt dafür, dass alle Pakete mit den notwendigen
Abhängigkeiten korrekt aufgelöst und installiert werden. Wenn nötig, werden zusätzliche
Pakete installiert und alte, überflüssige Pakete entfernt (beispielsweise console-tools-libs
).
Die Fehlermeldung E: Dynamic MMap ran out of room
bedeutet, dass der
Cache für das Paketmanagement zu klein bemessen ist. Dies tritt auf, wenn sehr viele
Einträge in der Datei /etc/apt/sources.list
vorhanden sind. Hier sollten
die nicht benötigten Einträge auskommentiert werden. Alternativ kann auch die
Variable APT::Cache-Limit
in der APT Konfigurationsdatei /etc/apt/apt.conf
auf einen größeren Wert gesetzt
werden. Ist dieser Eintrag nicht vorhanden, so kann er mit dem Kommando
echo 'APT::Cache-Limit "12500000";' >> /etc/apt/apt.conf
erzeugt werden.
In seltenen Fällen kann es notwendig sein, ein essenziell wichtiges Paket
kurzzeitig zu löschen, damit ein anderes Paket installiert werden kann. Dies kann
erreicht werden, indem die Option -o APT::Force-LoopBreak=1
dem Programm aptitude
auf der Kommandozeile mit übergeben wird.
Bei allen bisher beschriebenen Upgrades wurde der installierte Kernel nicht
aktualisiert. Dies muss von Hand angestoßen werden und erfordert in jedem Fall
einen Neustart des Systems. Debian Sarge nutzt einen Kernel der Version 2.4.x. Ein
neuerer Kernel (2.6.x) sollte nicht im Rahmen des zuvor beschriebenen Upgrades von
Woody zu Sarge installiert werden. Dies sollte immer als gesonderter Schritt
durchgeführt werden, nachdem alle anderen Pakete erfolgreich aktualisert wurden.
Eine Übersicht der verfügbaren Debian Kernel-Pakete ist mit dem Kommando apt-cache search ^linux-image
zu erhalten. Der
gewünschte Kernel kann dann mittels aptitude install
installiert werden.
Das Installationssystem von Debian 3.0 „Woody“ und alle folgenden Releases von „Woody“ verwendeten noch keine Kernel-Pakete. Mit dem Release von Debian „Sarge“ ist es möglich, virtuelle Kernel-Pakete zu nutzen, die aktualisiert werden. So kann das System, auch hinsichtlich des Kernels, mit den Debian Werkzeugen zur Paketverwaltung auf dem aktuellen Stand gehalten werden.
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